Samstag, 28. November 2009

Warum einfach?



Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Ein Motto, das sich hier durch viele Bereiche des täglichen Lebens zieht.

Welche laufenden Ausgaben hat ein Wohnungsbesitzer in Deutschland? Elektrische Energie, Gas, Zentralheizung, Wasser, kommunale Abgaben (z.B. Müll), Telefon, Fernsehen. Da kommt einiges zusammen.
Und jetzt stellen Sie sich vor, dass es für jede Abgabe ein Quittungsheftchen gibt, mit dem Sie zu festgelegten Terminen auf einer Bank, Sparkasse oder der Post erscheinen und bezahlen müssen!
„Welch ein Wahnsinn“, werden sicher nicht wenige ausrufen.
Wahnsinn, aber Praxis, überall im postsowjetischen Raum. Lange Warteschlangen und ein nicht zu beziffernder volkswirtschaftlicher Schaden durch verlorene Zeit kümmern hier niemand von den Verantwortlichen. Und daß auch der Postsowjetmensch das Warten noch im Blut hat, ist überall zu sehen.
Erst seit Anfang diesen Jahres haben zwei, drei Banken den Anfang gemacht und bieten für ihre Kunden Abbuchungsverfahren als Daueraufträge an. Haken an der Sache ist aber der, dass außer den Gebühren für Fernsehen und kommunale Abgaben/Müll alle anderen verbrauchsabhängig sind, also praktisch nicht mit einem festen Betrag bezahlt werden können! Lösung dafür wäre einzig die Einführung eines Systems, (wie in Deutschland), mit Abschlagszahlungen und einer jährlichen Generalabrechnung. Aber damit sind die Dienstleister organisatorisch und mental offenbar überfordert, wobei eine gehörige Portion Misstrauen gegenüber den Abnehmern sicher auch eine Rolle spielt.
Also bleiben auch weiterhin die Warteschlangen ein gewöhnliches Bild im Alltag. Das Positive daran ist, dass man wenigstens immer jemanden zum Plaudern vor und hinter sich hat.

Freitag, 13. November 2009

Der Jaltaer „Kobsàr“, Ostap Kindratschuk


Traktorist, Seemann, Journalist, Publizist, „fahrender Musiker“, Kosake.
Selten, wer so viele Bezeichnungen auf sich vereinen kann!

Geboren am 13.November 1937 im Dorf Kotikivki, im Gebiet von Ivano-Frankovsk, in der Westukraine, nach dem Schulabschluss Arbeit als Traktorist in Kasachstan, seit 1958 Matrose im Jaltaer Hafen, Weiterbildung in Batumi zum Kapitän auf Lotsenschiffen, nach der Pensionierung im Alter von 37 Jahren(!) Journalist für die kommunistische Presse, Publizist einer Vielzahl von Artikeln über Kobsàre und Kosaken, Musiker und Solist in der Jaltaer Banduristen-Kapelle, leibhaftige und einmalige Jaltaer Sehenswürdigkeit.
So lautet die Kurzbiografie von Ostap Jurievitsch Kindratschuk. Ausführlicher geschrieben würde sie sicher Romanumfang bekommen.

So eigenartig sein Musikinstrument ist, so eigenartig sieht Ostap auch aus.
Die Bandura, das typische folkloristische Musikinstrument der Ukraine (55 Saiten), hat Ähnlichkeit mit der Zither. Bekanntschaft machte Ostap mit dem Instrument in Jalta, als dort „Kobsàre“ auftraten.
Ostap trat in die Jaltaer Banduristen-Kapelle ein und ging bald aus dem Orchester als Solist hervor. Im Lauf der Zeit folgten auch Auftritte im Ausland.

Am ehesten kann man einen Kobsàr als fahrenden Volksmusiker bezeichnen, einen „Bänkelsänger“ und „Troubadur“. Eng verbunden ist die Tradition der Kobsàre mit den Saporoscher Kosaken, (denen die Erfindung der Bandura zugeschrieben wird), von denen sie viele äußere Merkmale übernommen haben. Thematisch sind die meist auf Ukrainisch vorgetragenen Lieder ebenfalls an die romantisch verklärte Historie der Kosaken angelehnt.

Als Zeichen voller Identifikation mit seiner Musik und dem vertretenen Stil verwandelte Ostap bald auch sein Äußeres. Frisur, Barttracht und Kleidung sind dem historischen Vorbild der Kosaken angepasst. Als Folge davon richteten nicht nur die zahlreichen Touristen Jaltas ihre neugierige Aufmerksamkeit auf den „bunten Hund“ sondern auch Fernsehen, Kino und ausländische Medien.

Heute, auch außerhalb der Touristensaison, ist Ostap oft in den Parks oder auf der Uferpromenade zu sehen und zu hören, wo er nicht selten einfach nur für sich selbst spielt, ungeachtet seiner 72 Jahre.
Herzlichen Glückwunsch zum heutigen Geburtstag!

Montag, 2. November 2009

Zur Gesundheit!


Informationsüberblick des Auswärtigen Amts
Grippe in der Ukraine
Zusammengefaßter aktueller Stand: 01.11.2009 – 13.00 Uhr

29.10.2009, 16.00 Uhr, Auf der Homepage des ukr. Gesundheitsministeriums wurden folgende Zahlen veröffentlicht:
In den drei westukrainischen Oblasten Ivano-Frankiwsk, Lemberg und Ternopil sind insgesamt 37923 Personen an Grippe erkrankt, davon sind 951 im Krankenhaus und 30 verstorben. Weiterhin hat das ukrainische Gesundheitsministerium auf seiner Homepage am 30.10.2009 folgende Angaben des Gesundheitsministers veröffentlicht: Das Institut für Epidemiologie und Infektionserkrankungen hat 22 Proben von Erkrankten untersucht. 11 Untersuchungsergebnisse ergaben Grippe Typ A und davon 7 A/H1N1-California. Die Experten des Viruslabors des Gesundheitsministeriums haben 8 andere Proben untersucht. Vier davon ergaben Grippe A/H1N1-California (Eine Probe davon war von einem Verstorbenen). Anmerkung: "A/H1N1- wird auch als "Schweinegrippe" bezeichnet.

31.10.2009, an Grippe erkrankt in der gesamten Ukraine: 164.000 Personen (davon 48.700 in Lemberg, 29.600 in Ternopil, 17.600 in Ivano-Frankiwsk, aber auch im Osten der Ukraine, Donezk 15.000 und Charkow 10.200). Davon im Krankenhaus: 5239. Davon verstorben: 39 (alle aus den westlichen Oblasten der Ukraine, so zB. 14 Verstorbene in Lemberg, 13 in Ternopil und 6 in Ivano-Frankiwsk).

Einschätzung der Krankheitsschwere
Auszug aus der Homepage des Robert Koch Instituts: "Nach Einschätzung der WHO vom 16.10.2009 verursacht die Neue Influenza nach wie vor in den meisten Fällen milde Krankheitsverläufe ohne Komplikationen und mit vollständiger Genesung. Besorgniserregend ist aber der schwere und bei der saisonalen Influenza so nicht bekannte Verlauf bei einer geringen Anzahl von Fällen, der zu beatmungspflichtiger, intensivmedizinischer Betreuung und zu Todesfällen insbesondere auch in jüngeren Altersgruppen führt.
Obwohl das Risiko eines schweren Verlaufs für bestimmte Personengruppen deutlich erhöht ist, können auch gesunde junge Erwachsene sehr schwer erkranken."

Beschluss Nr.1152 vom 30.10.2009des Ministerkabinetts der Ukraine:
Der Beschluss besteht aus 18 Punkten von denen 4 wesentlich sind:
"1. Ab 30.10.2009 wird im Hoheitsgebiet der Ukraine die höchste Stufe der Gefahr der Verbreitung der Grippe A/H1/N1/California/04/09 ausgerufen, und die Durchführung jeglicher Massenveranstaltungen verboten.
2. Ab 30.10.2009 wird für 3 Wochen die Quarantäne in den Gebieten Winnyzja, Wolhynien, Transkarpatien, Iwano-Frankiwsk, Lwiw, Riwne, Ternopil, Chmelnyzky und Czernowitz angeordnet.
3. Die Forderungen des Gesundheitsministeriums in den Bereichen Prophylaxe und Kampf gegen die Ausbreitung der pandemischen Grippe sind von allen Einrichtungen des Gesundheitswesens, Unternehmen, Institutionen und Organisationen unabhängig von deren Eigentumsform verbindlich umzusetzen.
4. Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft und andere Behörden der Exekutive, die Bildungseinrichtungen verwalten; der Ministerrat der Autonomen Republik Krim, die Gebietsverwaltungen sowie die Stadt-verwaltungen von Kiew und Sewastopol müssen ab dem 2. November 2009 für drei Wochen Ferien in allen Bildungseinrichtungen unabhängig von deren Eigentumsform anordnen und Vorschuleinrichtungen für Kinder schließen."

Der Botschaft liegt die Übersetzung des Erlasses Nr. 996 vom 30.10.2009 des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft der Ukraine vor, der sich auf den o.a. Ministerkabinettsbeschluss Nr. 1152 bezieht. Im Erlass wird die Einstellung des Lehrbetriebs... an Bildungsstätten in der gesamten Ukraine für drei Wochen beginnend ab 31.10.2009 angeordnet.

Anmerkung zum Begriff Quarantäne:
Nach Kenntnisstand der Botschaft wird in der ukrainischen Sprache das Wort "Karantin", das ins Deutsche mit dem Wort "Quarantäne" übersetzt wird, bereits verwendet, wenn -wie im vorliegenden Fall geschehen- Bildungs-einrichtungen für einen bestimmten Zeitraum geschlossen werden. Die Botschaft hat bisher keine offiziellen Hinweise erhalten, dass im vorliegenden Fall von den Behörden Maßnahmen im Sinne des deutschen Wortes "Quarantäne" - also z.B. Isolierung von Personen, Transportmitteln und Gebäuden oder Regionen ergriffen worden sind. Die deutsche Honorarkonsulin in Lemberg hat der Botschaft am 31.10.-9.30 Uhr mitgeteilt, dass von einer Quarantäne im deutschen Sinn keine Rede ist.

Prophylaxe:
Die Vertrauensärztin der Botschaft hat mitgeteilt, dass insbesonder die Salbe "Oxolyn" (in der Ukraine zugelassen) und ein Mundschutz sinnvoll sein können. Man kann ersatzweise aber eine elastische Binde anfeuchten und um Mund und Nase binden. Der mehrlagige Stoff erfüllt die gleiche Funktion wie ein Mundschutz.

Impfstoffe
In der Ukraine sind nach Kenntnisstand der Botschaft keine Impfstoffe gegen Schweinegrippe erhältlich. (Tamiflu ist in UA zugelassen und vielleicht noch erhältlich).
Nach Auskunft der Vertrauensärztin der Botschaft dürfen Arzneimittel in der und in die Ukraine nicht per Post verschickt werden. Die persönliche Einfuhr zum persönlichen Gebrauch sei jedoch erlaubt.
Der Botschaft liegen Informationen vor, dass in den westlichen Landesteilen Mundschutz und weitere Vorsorgemittel wie die Salbe "Oxolyn" ausverkauft sein sollen. Aus Kiew wird berichtet, dass Mundschutzmasken... ausverkauft sind.
Eine Versorgung der deutschen Bürger in der Ukraine mit Medikamenten und Impfstoffen ist leider nicht möglich.
Nach Auskunft der ukrainischen Regierung ist, bzw. Wird, eine Versorgung der gesamten Bevölkerung mit allen erforderlichen Medikamenten....sichergestellt.

Na denn, zur Gesundheit!